Konfirmation

Ansprache bei der Konfirmation am 25. April 2021 (Marienkirche)

Liebe Konfirmandin, liebe Konfirmanden,

Das hier könnte der Schlüssel zu einem erfüllten Leben sein. Ein bisschen unscheinbar, aber das, was er öffnet, ist eine kleine Schatzkiste. Dinge, die uns besonders wichtig sind, bewahren wir sorgfältig auf. Eine ähnliche kleine Kassette habe ich vor vielen Jahren von meinen Eltern bekommen. Darin lagen meine Sparbücher, das gesparte Taschengeld, wichtige Andenken, und auf den Schlüssel passte ich gut auf, denn sonst wäre ich nicht mehr an die Dinge, die in der Kiste waren, herangekommen.

Ihr bekommt heute auch einen Schlüssel zu einer kleinen Schatzkiste, und ich hoffe, ihr schaut auch ab und zu hinein und erinnert euch an den heutigen Tag. Und vielleicht legt ihr ja auch eigene Andenken dazu?

In der Kiste ist als erstes Andenken ein kleines Herz: Das Symbol für die Liebe. In der Bibel heißt es: „Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“ (1. Joh 4,16). Unser Glaube erinnert uns daran, wie wichtig Liebe ist. Jeder von uns braucht Liebe und möchte geliebt werden, und unser Glaube will uns beibringen: Das Wichtigste ist, dass wir andere so lieben wie uns selbst. Nicht, weil sie alle so liebenswert wären, sondern weil sie jemanden brauchen, der sie unterstützt und annimmt. Wir sind auch nicht immer liebenswert und werden trotzdem geliebt: Von Eltern, Verwandten, Freunden und von Gott.

Als ihr getauft wurdet, hat Gott zu Euch „Ja” gesagt: Ja, ich nehme dich an und liebe dich so, wie du bist. Ich verzeihe dir, wenn du einen Fehler gemacht hast und ihn bereust. Ich habe dich lieb, denn du bist mein Kind. Gottes Ja gilt schon euer ganzes Leben lang. Euer Ja zum Leben mit Gott sprecht ihr heute bei der Konfirmation.

Das zweite Andenken ist eine Feder. Woran erinnert sie uns? Vielleicht an die Flügel eines Schutzengels, als Zeichen dafür, dass ich mich von Gott beschützt und behütet fühlen kann? So, wie es einer eurer Denksprüche aus Psalm 91 sagt: Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.

Ein schöner Vers mit einem Versprechen Gottes: Dass er uns beflügelt und uns hilft, uns nicht allein lässt, sondern an unserer Seite ist. Manchmal hilft uns Gott durch unsere Mitmenschen und manchmal können wir anderen helfen und sie beflügeln. Glaube macht uns mutig und gibt uns Kraft.

Das dritte Andenken ist die kleine Sprechblase. Mit Gott können wir immer reden. Mal kurz, als Stoßgebet in Not oder Angst, mal ausführlich, wenn wir etwas auf dem Herzen haben, uns unverstanden fühlen und natürlich, wenn wir uns über etwas freuen und voller Dankbarkeit sind. Gott hört uns immer. „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir“, der zweite Denkspruch, erinnert uns daran, dass Gott uns immer nahe ist. In Psalm 139, aus dem dieser Vers stammt, heißt es: „Nähme ich Flügel der Morgenröte und flöge bis ans äußerste Meer, so wärst du auch da.“ Wo wir sind, wir sind in Gottes Obhut geborgen.

In der Schatzkiste ist auch eine kleine Perle, die ich wegen ihrer Entstehung dazugelegt habe. Perlen entstehen nämlich, wenn ein Sandkorn oder ein Parasit ins Innere einer Muschel gerät. Die Muschel wird verletzt, wenn sich ein Wurm in ihrem Inneren einnisten will oder ein Sandkorn zwischen Perlmuttschicht und Bindegewebe gerät. Manchmal geht es für die Muschel dann um Leben oder Tod. Aber immer wieder überstehen Muscheln so etwas. Was sie verletzt hat, überzieht die Muschel mit schimmernden Perlmutt-Schichten, das kann bis zu sieben Jahre lang dauern. So entsteht eine Perle, und aus etwas Schmerzhaftem ist etwas Schönes geworden.

Ich will euch nicht wünschen, dass in eurem Leben solche Perlen entstehen, denn damit würde ich euch ja Schicksalsschläge wünschen! Leider kann aber niemand euch garantieren, dass ihr im Laufe eures Lebens nicht auch schwere Zeiten überstehen müsst. Zeiten, in denen ihr wenig von Gottes Liebe spürt, auch nicht die Leichtigkeit der Feder und die Begleitung durch die Engel, und Zeiten, in denen ihr das Gefühl habt, Gott hört eure Gebete scheinbar nicht.

Die Bibel erzählt von solchen Zeiten und davon, dass Menschen dann an Gott festgehalten und sie mit Hilfe ihres Glaubens überstanden haben. Am Ende waren sie reicher als vorher: Mit Erfahrungen und einem gewachsenen Vertrauen auf Gott. Auch wenn das Schwere nicht vergessen war, letztendlich wurde eine Perle der Lebenserfahrung und des Glaubens daraus.

Der letzte Gegenstand in der Schatzkiste ist ein Edelstein und ein kleines LED-Teelicht. Gott möchte euch wie diesen Stein leuchten lassen. Sein Licht, seine Liebe sollen euch und euer Leben strahlen und funkeln lassen. Wer von Gott geliebt wird, wer in seinem Licht und seiner Liebe bleibt, strahlt aus, was Gott ihm schenkt. Wenn wir uns Gott als das Teelicht vorstellen und den Stein als uns selbst, sehen wir: Wenn wir in Gottes Nähe bleiben, leuchten wir auf.

„Siehe, Gott steht mir bei, der Herr erhält mein Leben“, der dritte Denkspruch aus Psalm 54 erinnert uns daran, dass wir es nicht aus eigener Kraft schaffen müssen, dass unser Leben aufleuchtet, wertvoll erscheint und strahlt. Gott steht uns bei, seine Liebe umgibt uns und lässt uns leuchten. Für Gott sind wir wertvoller als der kostbarste Edelstein.

Ihr werdet immer unabhängiger und selbständiger, es ist schon eine ganze Weile her, dass euch eure Babysachen gepasst haben. Ihr könnt und wisst immer mehr, entdeckt die Welt und ihr werdet im Lauf eures Lebens viele schöne und manch weniger schöne Erfahrungen machen.

Ich wünsche euch, dass ihr immer wieder an die kleine Kiste denkt und euch erinnert: Gott liebt euch und gibt euch Geborgenheit und Kraft, um Herausforderungen zu bewältigen. Er ist euch immer nahe und hört eure Gebete.

Euer Glaube kann euch helfen, euch in schweren Zeiten daran zu erinnern, dass manchmal aus etwas Schwerem etwas Neues entstehen kann, dass ihr einzigartig und wertvoll seid und Gottes Liebe euer Leben hell erstrahlen lassen will.

Amen