Jesus feiert mit seinen Jüngern Abendmahl, wird gefangen genommen und verraten

Kurz vor dem Passafest wurde Judas ungeduldig: Seit Jesus in Jerusalem unter dem Jubel der Menschenmenge eingezogen war, war nichts geschehen. Jesus hatte im Tempel gebetet und von Gottes Reich erzählt – aber er hatte den Römern nicht die Stirn geboten und auch kein Wunder getan. Judas dachte, man müsse Jesus womöglich zum Handeln zwingen. Er ging zu den Ältesten und besprach mit ihnen, wie sie Jesus in ihre Gewalt bringen könnten.

Jesus sagte Petrus und Johannes: „Geht und bereitet alles für das Passamahl vor!“ Die beiden fragten leicht verzweifelt: „Wo denn? Wir kennen hier doch niemanden!“ Da sagte Jesus zu ihnen: „Ihr werdet einem Menschen begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Dem folgt ihr bis nach Hause. Dort können wir feiern. Der Hauseigentümer zeigt euch einen großen Raum.“ Petrus und Johannes waren verwundert, denn Männer trugen keine Wasserkrüge.

Als alles vorbereitet war, sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Ich bin froh, dass wir miteinander das Passamahl essen können; ich habe mich sehr danach gesehnt. Bevor nicht in Gottes neuer Welt das Passamahl in Vollendung gefeiert wird, werde ich es nicht mehr essen.“

Danach nahm er das Brot und sprach das Dankgebet. Er brach das Brot in Stücke und gab sie seinen Freunden und sagte: „Das ist mein Leib. Er wird für euch gegeben. Tut das immer wieder zur Erinnerung an mich.“

Dann nahm Jesus den Becher, sprach das Dankgebet und sagte: „Nehmt diesen Becher und teilt den Wein unter euch auf! Ich werde von nun an keinen Wein mehr trinken, bis Gottes neue Welt kommt.“

Jesus fuhr fort: „Einer von euch wird mich verraten. Er sitzt hier mit am Tisch. Ich gehe den Weg, den Gott für mich bestimmt hat.“ Da sahen sich die Jünger an und fragten voller Angst: „Wer von uns würde so etwas tun?“

Petrus sagte leidenschaftlich: „Jesus, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis zu gehen, ja, mit dir zu sterben!“ Aber Jesus warnte ihn: „Petrus, ich sage dir, bevor der Hahn in der Frühe dreimal kräht, wirst du dreimal bestritten haben, dass du mich kennst!“

Jesus verließ die Stadt und ging hinaus zum Garten Gethsemane beim Ölberg. Seine Freunde begleiteten ihn. Als er dort ankam, bat er sie zu beten, er selbst ging noch ein paar Schritte weiter, kniete nieder und betete: „Vater, wenn du willst, nimm diesen Becher fort, damit ich ihn nicht trinken muss. Aber nicht, was ich will, soll geschehen, sondern was du willst.“

Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn.

Jesus ging zu seinen schlafenden Jüngern und weckte sie.

Da kamen schon die Judas und die Soldaten. Judas ging auf Jesus zu und wollte ihn umarmen und küssen. Jesus sah ihn traurig an und fragte: „Judas, willst du mich wirklich mit einem Kuss verraten?“

Seine Freunde merkten, was geschah, und waren bereit, Jesus zu verteidigen. Einer schlug mit seinem Schwert dem Anführer ein Ohr ab.

Aber Jesus sagte: „Weg damit!“ und heilte den Soldaten.

Die Männer nahmen Jesus fest und führten ihn ab. Sie wollten ihn ins Haus des Obersten Priesters bringen. Petrus folgte ihnen heimlich in der Dunkelheit.

Es war eine kalte Nacht, und die Soldaten und Diener des Obersten Priesters hatten im Hof ein Feuer angezündet, um sich zu wärmen. Petrus setzte sich unauffällig dazu.

Ein Dienstmädchen sah ihn dort sitzen und sagte: „Der dort war doch auch mit Jesus zusammen!“ Petrus erschrak. Wenn jemand sie hörte! „Ich kenne ihn gar nicht!“

Jemand anderes sah ihn kurz darauf, stutze und meinte: „Du bist doch ein Freund von Jesus!“ Aber Petrus erwiderte: „Du irrst dich, ich kenne Jesus nicht.“

Etwa eine Stunde später behauptete jemand drittes: „Ganz bestimmt gehört er zu Jesus! Ich bin mir ganz sicher! Er kommt doch auch aus Galiläa.“

Wieder stritt Petrus es ab und sagte: „Ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst! Außerdem kommen viele Menschen aus Galiläa, und ich kenne nicht jeden von ihnen.“

Aber noch während er sprach, krähte der Hahn, und Petrus erinnerte sich: Jesus hatte ihn gewarnt, dass er dreimal abstreiten würde, ihn zu kennen.

Weinend lief er fort.

Die Männer, die Jesus bewachten, verspotteten und verprügelten ihn. Sie warfen ihm ein Tuch über und riefen: „Du bist doch ein Prophet – sag uns, wer dich geschlagen hat!“ Jesus musste noch viele andere Beschimpfungen ertragen.

Am Morgen versammelten sich die Ältesten, die Priester und die Schriftgelehrten und verhörten Jesus. Sie fragten ihn: „Bist du der Sohn Gottes?“ und er antwortete: „Ich bin’s.“ Da riefen sie: „Wozu bräuchten wir noch Zeugen? Wir haben es alle von ihm selbst gehört!“

Sie brachten Jesus zu Pilatus. Die Ältesten und Schriftgelehrten erklärten: „Dieser Mann hetzt das Volk auf! ‚Gebt dem Kaiser keine Steuern!‘, sagt er, und ‚Ich bin der König!‘“ Pilatus fragte Jesus: „Bist du der König der Juden?“ und Jesus sagte: „Du sagst es.“

Pilatus sagte zu den anderen: „Ich finde nichts, wofür ich ihn verurteilen könnte.“ Aber die Ältesten, Priester und Schriftgelehrten riefen: „Er hetzt alle auf – von Galiläa bis hier!“ Als Pilatus hörte, dass Jesus aus Galiläa kam, schickte er ihn zu Herodes.

Als Herodes Jesus sah, freute er sich, denn er hatte schon viel von ihm gehört und wollte ihn schon lange kennenlernen. Vor allem hoffte er, ein Wunder miterleben zu dürfen. Herodes stellte Jesus viele Fragen, aber Jesus antwortete ihm nicht. Die Priester und Schriftgelehrten standen dabei und beschuldigten ihn.

Herodes und seine Soldaten lachten Jesus aus und schickten ihn zu Pilatus zurück.

Pilatus seufzte und sagte zu den Schriftgelehrten, Ältesten und Priestern: „Seht her, sogar Herodes hat ihn wieder zu uns zurückgeschickt. Keiner der Punkte, den ihr gegen ihn vorbringt, lässt sich bestätigen. Er hat nichts getan, wofür er hingerichtet werden müsste. Ich gebe ihn frei.“

Aber da schrien alle vor Empörung laut auf. Pilatus versuchte es noch einmal, aber auch da schrien alle, dass er lieber den Aufrührer und Mörder Barrabas frei lassen solle. Pilatus versuchte es noch ein drittes Mal: „Was hat er denn verbrochen? Ich kann keine Schuld feststellen!“ Schließlich lieferte Pilatus ihnen Jesus aus.                                                     

Nach Lukas 22,3 – 23,25